Jan Welsch im Gespräch mit Psychologin Birgit Langebartels

Langebartels beschreibt im Interview die unterschiedlichen Phasen des Erlebens des Angriffskrieges auf die Ukraine und seine Auswirkungen. Die erste „Schockstarre“ sei später einem „schrecklichen Grundrauschen“ im Hintergrund gewichen, der von Personen „wie ein Tinnitus“ wahrgenommen würde. Nicht immer bewusst – aber doch immer da. Das „Gespenst des Ungewissen“ sei zunehmend gewichen, auch weil Menschen sich stärker auf ihren Nahbereich fokussiert hätten. Je weniger greifbar etwas sei, desto mehr Angst verursache es. Konkrete Handlungen im Nahbereich schafften Selbstwirksamkeit und vermitteln das Gefühl der Sicherheit.

Laut Langebartels gehe es darum, flexibel und veränderungsbereit zu sein, ohne seine Form ganz aufzugeben. Sie nutzt das sprachliche Bild eines „Flummis“, um diese Fähigkeiten greifbar zu machen.

Psychologin Langebartels kommentiert auch die von ihrem Meinungsforschungsinstitut „rheingold“ durchgeführte Vorständebefragung. Als besonders herausfordernd sei aus Sicht der befragten Sparkassenvorstände die Personalgewinnung eingestuft worden, vor allem im Bereich der jüngeren Generationen. Sie kenne diese Herausforderungen auch aus anderen Branchen. Aus ihrer Sicht sei es zunächst wichtig, einen Blick zu bekommen für die Perspektiven und Bedürfnisse der neuen Generationen. Junge Menschen erwarteten, als Individuum wahrgenommen und angesprochen zu werden. Es müsse „eine größtmögliche Flexibilität angeboten werden, zugleich eine sinnhafte Verortung, ein Purpose in Verbindung mit echter Wertschätzung.“ Es gebe bei der jungen Generation einen ausgeprägten Wunsch nach Selbstwirksamkeit. Wenn junge Menschen sehr konkret gefordert würden und Verantwortung übernehmen könnten, sei das ein ausgeprägter Bindungsfaktor.